Selbstführung für Führungskräfte im Homeoffice: Acht psychologische Tipps für die Arbeit zuhause

24.03.2020

Prof. Dr. Carsten C. Schermuly
(wissenschaftlicher Beirat von Commax – Learning & Development)

 

Die Corona-Pandemie führt bei vielen Führungskräften zu einer radikalen Umstellung der Arbeitsgewohnheiten. Viele müssen aus dem Homeoffice arbeiten, was für viele eine Umstellung bedeutet. Im Folgenden erhalten Sie acht psychologische Tipps, die Ihnen helfen können, produktiver und mit mehr psychischem Wohlbefinden im Homeoffice zu arbeiten. 

  1. Geregelte Arbeitszeiten

    Ihr Körper und ihre Psyche sind an Arbeitszeiten und einen Tagesrhythmus gewöhnt. Versuchen Sie diesen Rhythmus auch im Homeoffice aufrechtzuerhalten. Stehen Sie zu denselben Zeiten auf und bleiben Sie dadurch psychisch und körperlich leistungsfähig. Behalten Sie Ihre Mittagspause bei. Schützen Sie sich durch geregelte Arbeitszeiten vor der Entgrenzung von Arbeit. Gönnen Sie sich ein Wochenende, das möglichst arbeitsfrei ist.

  2. Kleiden Sie sich für die Arbeit an

    Zeigen Sie sich selbst, dass Sie auch im Homeoffice zur Arbeit gehen. Der „Jogginganzug“ ist psychisch mit Freizeit assoziiert. „Sich zur Arbeit fertig machen“ hilft ihnen aus der Freizeitwelt in die Arbeitswelt zu wechseln und abends auch wieder zurück.

  3. Richten Sie Ihren Arbeitsplatz psychologisch ein

    Ihr Haus oder Ihre Wohnung ist in der Regel psychisch mit Freizeitaktivitäten assoziiert. Und das ist auch gut so. Arbeiten Sie im Bett, dann wird das Bett mit Arbeitsgedanken verknüpft und Sie schlafen schlechter. Ist Ihr Arbeitsplatz neben dem Fernseher, wird sich stärker das Verlangen nach Netflix oder Prime während der Arbeitszeit einstellen. Suchen Sie sich deshalb einen festen Arbeitsplatz aus, der wenig Ablenkungen bietet. Arbeiten Sie nur an diesem Arbeitsplatz und richten Sie ihn mit arbeitsbezogenen Utensilien ein (Laptop, Dokumente). Reservieren Sie andere Raumbereiche für Ihre Freizeit.

  4. Sozialkontakte pflegen

    Der Plausch in der Mittagspause oder in der Teeküche bringt nicht nur häufig neue Informationen und Ideen, sondern er tut auch psychisch gut. Verabreden Sie sich mit ihren Teamkollegen zu Daylies, in denen sie sich z. B. austauschen, an welchen Aufgaben Sie gerade arbeiten, welche Probleme sie dabei haben und wer Ihnen bei diesen helfen könnte. Verabreden Sie sich mit Kollegen zu virtuellen Pausen und reden Sie auch über Privates, wenn Ihre Beziehung das erlaubt.

  5. Psychisch erholsame Pausen machen

    Eine Pause ist dann psychisch erholsam, wenn sie Sie von den Arbeitsinhalten wohltuend distanziert. Die Distanzierung sollte sowohl inhaltlich aber auch kognitiv sein. Wenn Sie gerade einen Geschäftsbericht gelesen haben, dann beanspruchen sie Ihr Gehirn auf ähnliche Weise, wenn sie einen Wirtschaftsartikel auf spiegel.de lesen. Dadurch ist der Erholungsgewinn sehr niedrig und sie brauchen immer mehr dieser dysfunktionalen Pausen. Stehen Sie stattdessen auf und schnappen Sie Luft am Fenster. Machen Sie einen kurzen Spaziergang. Rufen Sie einen befreundeten Kollegen an und fragen Sie ihn, wie es Ihm/Ihr geht. Und verteilen Sie lieber mehrere kurze Pause über den Tag als eine einzige lange Pause zu machen.

  6. Regeln mit Mitbewohnern festlegen

    Auch für Ihre Familie und andere Mitbewohner ist es eine psychologisch herausfordernde Situation mit einer Führungskraft auf engem Raum zusammen zu leben, die ihrer Arbeitstätigkeit zuhause nachgeht. Gleichzeitig hat der heimische Raum einige soziale Belastungsmomente für Führungskräfte zu bieten. Finden Sie deshalb gemeinsam Regelungen, die transparent kommuniziert werden. In welchen Zeiten ist eine Störung nicht möglich und wann dürfen die Kinder mit Ihnen in Kontakt treten? Was bedeutet eine halbgeöffnete Tür? Wann ist der Arbeitstag zu Ende? Wenn beide Partner arbeiten müssen und die Kinderbetreuung gewährleistet werden muss, brauchen Sie Absprachen für geregelte Arbeitszeiten. Z. B. könnte der eine Partner fest vormittags arbeiten und der andere am Nachmittag.

  7. Setzen Sie sich Ziele

    Ziele helfen das eigene Verhalten zu steuern. Ziele wirken motivierend, weil durch sie klarer wird, was man als Führungskraft zu tun hat. Setzen Sie sich Tagesziele und unterteilen Sie diese in Unterziele. Seien Sie aber am Anfang vorsichtig mit dem Zielniveau. Die ersten Tage im Homeoffice werden Sie weniger produktiv sein als im Büro. Setzen Sie Ihr Zielniveau erst nach und nach höher.

  8. Positive Haltung einnehmen

    Homeoffice fordert Sie und viele andere Menschen heraus. Versuchen Sie der Situation auch Positives abzugewinnen und Chancen zu sehen. Sie erproben digitales Arbeiten, sie sparen Lebenszeit durch den Wegfall von Arbeitswegen und haben mehr Selbstbestimmung über Ihren Arbeitsalltag.

Für die nächsten Tage im Homeoffice wünschen wir Ihnen alles Gute und viel Fortune.

 

Ihre Experten

Christian Geissler
Geschäftsführer und Gesellschafter
Commax Learning & Development, Grünwald bei München

Prof. Dr. Carsten Schermuly
Lehrstuhlinhaber Wirtschaftspsychologie
an der SRH Hochschule in Berlin

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